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vom 14.10.2021

Karkonosze - wie wir beinahe von der Schneekoppe weggeblasen wurden

© Augustum-Annen-Gymnasium Görlitz

Ein Ausflug ins Riesengebirge ist seit vielen Jahren der Albtraum aller bilingualen Klassen unseres Gymnasiums. "Die schlimmste Reise", "Keine Freizeit", "Mach dir Notizen oder du wirst sterben" - um anonyme ältere Schüler zu zitieren. Nachdem man all diese Dinge gehört hatte, blieb einem nur noch, ein Testament zu schreiben, sich von der Familie zu verabschieden und die Blumen zu gießen. In diesem Text werden wir mit dem Mythos aufräumen und die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit bekennen.
 
Am Montag, dem sechsten September, stiegen wir gegen zehn Uhr aus dem Bus, ohne zu wissen, was uns erwartet. Nach einem kurzen Kampf um die Zimmer bekamen wir ein Doppelzimmer und mit besserer Laune machten wir uns auf den Weg in die Berge. Unser Bergführer, Herr Paczos, sagte: "Wir werden einen Felsen sehen", aber wir wussten nicht, dass wir dies von innen tun.
 
Als wir später das Chojnik-Tor passierten, waren wir müde und ignorierten die Warnung vor den fliegenden Ameisen auf dem Turm. Aus Freude darüber, dass dies das Ende der Route war, stürzten wir uns in einen Schwarm von Insekten, die uns noch zwei Tage lang aus den Schuhen krochen.
 
Am Dienstag waren wir mindestens ein paar Mal dem Tode nahe, als wir in die Schneegruben (Śnieżne Kotły)hinabstiegen. Auf dem Weg dorthin fanden wir Zeit, Künstler zu spielen und einen Fernsehsender zu skizzieren, bei dem wir uns in kürzester Zeit wiederfanden. Als wir in den Wolken standen, sah Ola sich selbst in einem Regenbogen, was als Omen für den Tod gilt. Wir taten so, als hätte dies nichts mit dem Besuch von Frau Tiebel am nächsten Tag zu tun.
 
Da der Text auf der Internetseite der Schule zu finden sein wird, sollten wir dabei bleiben, dass wir am Mittwoch um drei Uhr morgens aufgestanden sind und Themen aus dem Biologieunterricht von vor zwei Jahren wiederholten. Zu unserem Leidwesen wurden wir in zwei verschiedene Gruppen aufgeteilt, so dass unsere Eindrücke von dem Projekt unterschiedlich ausfallen können.
 
Róża:
Ich war in einer Gruppe von drei Personen. Wir gingen als erste, an den Bach, vor dem Mittagessen. Aus Angst haben wir den Wald mit einem Bandmaß ausgemessen, um uns genau vierzig Meter von der Brücke zu entfernen und die Aufgaben fehlerfrei zu erledigen. Wir waren gut. Ich werde nicht erwähnen, dass mir beim Messen der Wassertemperatur fast der Arm abgefallen wäre und dass ich mein Knie und mehrere andere Körperteile verletzt habe. Der stressigste Moment kam, als Frau Tiebel mir das Thermometer reichte und ich, ohne es zu öffnen, feststellte, dass es kaputt war. Nach einigen Stunden Beratung mit meiner Gruppe erinnerte ich mich daran, dass ich meinen letzten Willen bereits geschrieben hatte und dass mir nichts Interessantes mehr passieren würde.
 
Falls euch mein weiteres Schicksal interessiert: Frau Tiebel war besonders verständnisvoll, aber ich blieb bis zum Ende unserer Arbeit unter Aufsicht.
 
Mein Klassenkamerad Maks und ich haben den PH-Wert des Wassers gemessen und dem Ergebnis zufolge war es so sauer, dass meine Hand schon längst hätte abfallen müssen. Abgesehen davon habe ich diese zwei Stunden in guter Erinnerung.
 
Ola:
Als die Stunde des Urteils für Różaschlug, versammelten sich diejenigen, die noch etwas Zeit hatten, in unserem Zimmer, wo wir gemeinsam das Ritual des Stressfutters zelebrierten. Es schien reichlich Zeit zu sein, aber wir füllten kaum ein Arbeitsblatt aus und aßen bereits mit den aufgeregten (und nassen) Leuten zu Mittag, die es diesmal geschafft hatten, davonzukommen. Dann packte ich schnell meinen Rucksack, hörte auf Różas Ratschläge, die sie wie ein Maschinengewehr abfeuerte, und stand im Nu am Fluss, in dem nun das Blut und der Schweiß meiner Vorgänger floss. Ich verstand immer noch nicht, warum Róża mir gesagt hatte, ich solle meinen pH-Wert nur fünfzehn Sekunden lang messen und nicht eine Sekunde länger, aber es wurde mir bald klar. Das Omen des Todes bekam eine tiefere Bedeutung, als ich in den Fluss trat.
 
Einen Moment lang dachte ich, ich würde schweben, weil ich wegen der Kälte kein Gefühl mehr in den Beinen hatte. Ein Stein, der sich in meinen Fuß bohrte, lenkte mich jedoch effektiv von diesem Gedanken ab. Zuerst sprang ich, sobald ich aus dem Wasser kam, in meine Flip-Flops, aber nach ein paar Mal machte das keinen Sinn mehr und am Ende des Tages lief ich barfuß. Wojciech Cejrowski wäre stolz auf mich.
 
Nach einem sehr erfolgreichen Projekt war es Zeit für das mit Spannung erwartete Fußballspiel zwischen England und Polen. Unsere Erwartungen an das Ergebnis waren unterschiedlich, obwohl jeder von Herzen wünschte, dass England verliert und das bekommt, was es nach seinem Verhalten bei der Europameisterschaft verdient hat. Wenn die professionellen Kommentatoren, besser bekannt als Andrzej Paczos und Max Peschel, nicht für Stimmung gesorgt hätten, wären wir wahrscheinlich alle eingeschlafen. Machen wir uns nichts vor, der von allen am meisten geschätzte Moment war der Platzverweis für Krychowiak, ganz abgesehen von Polens entscheidendem Tor in den letzten Minuten des Spiels.
 
Jetzt kommt der am meisten erwartete Moment, in dem ihr erfahrt, was uns zu dem Titel des Textes inspiriert hat. Donnerstag, einhundertfünfundachtzigster Wanderkilometer, und unsere Bergführer sind immer noch nicht langsamer geworden. Frau Paczos geht zusammen mit Tysia voraus und setzt sich dabei möglichen Berglawinen aus, von denen uns Herr Peschel zuvor erzählt hat. Róża macht ihren Kreuzweg und wimmert bei jedem Schritt, während Ola bereits ihre vierte Flasche Wasser trinkt. Wie wir jedoch wissen, ist die universelle und zuverlässige Methode das so genannte "einfach Lächeln", das uns von einem der Lehrer empfohlen wurde, so dass wir bald alle Probleme loswerden konnten.
 
Endlich eine lang ersehnte, kurze Pause unter dem Friedhofskreuz, das Róża für den perfekten Ort hielt, um ihre berühmte Erlösungsreise zu beenden. Wenn ihr glaubt, sie habe aufgehört zu jammern, muss ich euch enttäuschen. Das hat sie nicht.
 
Als wir auf dem ausgetretenen Weg entlang die letzten Schlängel zur Śnieżka wanderten, fielen wir fast mit einem Platsch in den Pool des Hotels "Gołębiewski". Glücklicher- oder unglücklicherweise hatten wir es geschafft, den Gipfel zu erklimmen und die berühmte Beobachtungsstation aus der Nähe zu sehen. Bis auf ein Gebäude war alles geschlossen, und so mussten wir uns mit einem Zehn-Złotych-Snickers aus einem tschechischen Laden begnügen.
 
Freitag, der große Tag. Zum Frühstück Tee mit den gleichen Beuteln, unverändert seit unserer Ankunft. Der Tag war gekommen, an dem unser in den vergangenen Tagen erworbenes Wissen auf die Probe gestellt werden sollte.
Nachdem wir das Haus eines Generals (oder vielleicht eines Schriftstellers?) besucht hatten, kehrten wir zur Unterkunft zurück und das Quiz begann.
 
Zu unserer Überraschung belegte Ola den dritten Platz und übergab - wie es sich für eine gute Freundin gehört - ihren Preis an Róża.
 
Alles in allem ist die (Teufels) Reise nicht so beängstigend, wie man sie an die Wand malt.
 
Nicht alle Informationen im Text sind wahr. Jetzt muss man nur noch erraten, welche das sind.

   
 Das Projekt wurde vom vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk mitfinanziert.

von Róża Wołoskowska und Aleksandra Karłowska 9B