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vom 03.11.2023

Der nächste Berlin-Warschau-Express

Augustum-Annen-Gymnasium

Wir sind die fünfte Klasse, die die Reise von Görlitz nach Berlin, von Berlin nach Warschau und von Warschau zurück nach Hause erlebt hat. Sieben Tage, zwei Länder, zwei Hauptstädte und unterwegs ein kurzer Besuch in Frankfurt/Oder/Słubice, Städte (oder Stadt?), die ähnlich funktionieren wie die, in der wir leben.
 
Und das alles, um zu sehen, wie sich die deutsch-polnischen Beziehungen jenseits der Grenze, auf zwischenstaatlicher Ebene, entwickeln, welche Gremien dafür zuständig sind, welche Chancen uns diese Partnerschaft bietet.
 
Und so machten wir uns, statt uns auf den ersten Schultag nach den Herbstferien vorzubereiten, am Sonntag, den 15.10. auf, um Berlin zu erobern. Unsere erste Station auf dem Weg zum Wissenserwerb über die deutsch-polnischen Beziehungen war der Bundestag. Unter den wachsamen Augen der dicken Henne hörten wir uns einen Vortrag über den Aufbau und die Funktionsweise des Bundestages an und schafften es sogar, mit dem Redner zu sprechen.
 
Später passierte etwas Interessantes. Wir verließen das Bundestagsgebäude in Richtung Unter den Linden und bemerkten, nachdem wir das Brandenburger Tor passiert hatten, zwei riesige Schlangen auf dem Platz. Es stellte sich heraus, dass es sich um in Berlin lebende Polen handelte, die ihre Stimme bei den an diesem Tag stattfindenden Parlamentswahlen in Polen abgeben wollten. Ein besonderes Erlebnis für die polnischen und deutschen Schüler, die an dem deutsch-polnischen Projekt teilnahmen.
 
Am Abend erwartete uns eine weitere Überraschung - die Berliner Lightshow, die in diesem Jahr unter dem Motto der Gleichberechtigung stand. Wir lernten Berlin in einem ganz anderen Gewand als das alltägliche kennen: bunt, elektrisierend, voller Symbole, Klänge und Musik.
 
Die nächsten zwei Tage in Berlin waren sehr ereignisreich: In der polnischen Botschaft und im Polnischen Institut wurden wir in die polnisch-deutsche Zusammenarbeit und die Arbeitsweise beider Institutionen eingeführt. Natürlich hatten wir uns gewissenhaft auf diese Begegnungen vorbereitet, so dass wir sehr interessante Gespräche führen und wertvolle Informationen sammeln konnten.
 
Ein weiterer wichtiger Bildungspunkt war der Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer – des Symbols für das geteilte Europa und für eine Zeit, in die keiner von uns zurückkehren möchte.
 
Am Mittwoch machten wir uns auf den Weg nach Warschau, mit Zwischenstopps an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) und dem Collegium Polonicum (Słubice). Eine große Überraschung für uns war, dass uns das Angebot beider Hochschulen von Absolventen unseres binationalen Bildungsganges (Dank an Jagoda, Anton und Janek) präsentiert wurde, die vor nicht allzu langer Zeit an demselben Projekt teilgenommen haben und nun an beiden Universitäten polnisches und deutsches Recht studieren.
 
Warschau begrüßte uns mit einer Reihe von Lichtern und Wolkenkratzern. Allerdings konnten wir die abendliche Energie der Stadt nicht allzu lange genießen, da die nächsten intensiven Tage auf uns warteten. Am Donnerstagmorgen öffnete der polnische Sejm seine Türen und Gänge für uns. So konnten wir das polnische und das deutsche parlamentarische System vergleichen und erfuhren viel Interessantes über die Arbeit der Ausschüsse, die Verabschiedung von Gesetzen und Abstimmungsverfahren.
 
Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, das alte und das neue Warschau kennenzulernen, was uns ein Gefühl dafür vermittelte, was es mit den Kontrasten auf sich hat, die im Zusammenhang mit der polnischen Hauptstadt oft genannt werden. Der Höhepunkt des Tages war eine Theateraufführung im Capitol-Theater, die uns zu Tränen rührte, natürlich nicht aus Verzweiflung, sondern vor Lachen.
 
Wie in Berlin standen auch in der Stadt an der Weichsel Besuche in der deutschen Botschaft und im Goethe-Institut auf dem Programm. Auch hier wurden wir sehr herzlich empfangen und konnten viel lernen, viele Fragen stellen und unser Wissen interaktiv testen.
 
Am Samstag stiegen wir wieder in den Zug, der uns nach Hause brachte. Natürlich waren wir nach sieben so intensiven Tagen sehr müde, aber wir waren uns auch bewusst, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, die Menschen zu treffen, die wir getroffen haben, die Orte zu sehen, die wir gesehen haben, und Bereiche kennen zu lernen, die vielen Menschen fremd bleiben werden. Wir haben festgestellt, dass die deutsch-polnischen Beziehungen recht gut laufen, dass es aber auf vielen Gebieten noch Handlungsbedarf gibt. Vielleicht warten diese auf uns? Auf jeden Fall warten auf uns die Projekt-Präsentationen, aber das ist eine andere Geschichte.
 
Das Projekt wurde aus Mitteln des Sächsischen Staatsministerium für Kultus (Programm in Berlin) und des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (Programm in Warschau) mitfinanziert.